Look@JKON: Stirnimann-Stojanovic - Ausstellung

The Show is Closed! On the Possibility of Opening up the Museum by Closing it
30. Juni bis 12. August 2022

Seit vier Jahren zeigt das Kunsthaus Zofingen während der Sommerferien im Kunsthaus die Sommerfensterausstellung Look@JKON. Der Förderpreis, welcher von der Jury des Kunsthauses an der JKON (Junge Kunst Olten) vergeben wird, gibt jungen Kunstschaffenden die Möglichkeit zu einer institutionellen Einzelausstellung. An der letzten JKON (2021) wurde das Künstler*innenduo Stirnimann-Stojanovic mit Nathalie Stirnimann (*1990, geboren in Fribourg, Schweiz) und Stefan Stojanovic (*1993, geboren in Vranje, Serbien) von der Jury des Kunsthauses Zofingen ausgewählt. Das Duo, das in Zürich lebt und arbeitet, bespielt vom 30. Juni bis am 12. August das Erdgeschoss des Kunsthauses. Die Ausstellung ist nur über die Rundbogenfenster einsehbar.

Für die Sommerfensterausstellung «The Show is Closed! On the Possibility of Opening up the Museum by Closing it» (Deutsch: Die Ausstellung ist zu! Über die Möglichkeit ein Museum zu öffnen, indem man es schliesst) im Erdgeschoss des Kunsthauses Zofingen haben die beiden Kunstschaffenden Mauern gebaut. Eine Mauer ist per Definition eine massive Wand aus Mauerwerk. Mauern haben eine ambivalente Funktion: Sie trennen und grenzen Bereiche ab, sie können den Zugang limitieren. Andererseits bewahren Mauern aber auch das Eigene und definieren eine räumliche Zugehörigkeit. Mauern dienen den Menschen seit jeher als Zufluchts- und Schutzort. Die Tatsache, dass das Kunsthaus Zofingen für die Dauer der Ausstellung geschlossen ist, da es sich um die Sommerfensterausstellung handelt, lässt die Mehrdeutigkeit in der Installation «The Show is Closed!» von Stirnimann-Stojanovic sichtbar werden. Museen haben die Funktion, Kulturgüter zu bewahren und zu schützen und gelten als Orte der Bildung. «Wer hat Zugang zum Museum? Welche Art von Kunst machen wir und für wen machen wir sie? Welche (gesellschaftliche) Verantwortung haben Akteure in der Kultur?» Solchen und ähnlichen Fragen gehen Stirnimann-Stojanovic nach. Bei der Sommerfensterausstellung «The Show is Closed! On the Possibility of Opening up the Museum by Closing it» spielen die beiden Kunstschaffenden mit dieser Doppeldeutigkeit: Es gibt keine Selektion des räumlichen Zugangs ins Museum. Alle haben den gleichen Blickwinkel: von aussen durch die Fenster.

Stirnimann-Stojanovic interessieren sich für gesellschaftliche Themen. In ihrer Kunst hinterfragen sie gängige Systeme und Strukturen. Das Duo, das seit 2015 zusammenarbeitet, macht mit seinen interdisziplinären Arbeiten auf Normen unserer Gesellschaft aus der Perspektive von jungen Künstler*innen aufmerksam und reflektiert die Arbeitsbedingungen im Kunstfeld. Stirnimann-Stojanovic suchen den Diskurs zur Produktion und Rezeption der zeitgenössischen Kunst. Sie hinterfragen das gängige Verständnis von Kunst und geben Backsteinen, Mauern und Wänden einen neuen Sinnzusammenhang.

www.stirnimannstojanovic.com

 

Werkliste

1) What if the walls were more flexible? (2022)

Gehäkelter Ziegelstein (weisses Baumwollgarn), Edition 1/3

24 x 35 x 11 cm, ausgestellt auf Ziegelmehl

Eine Kooperation mit Vesna Stojanovic

CHF 5’000.-

 

2) Resist! (2022)

Ziegelstein (Glas) mit Gravur, Edition 1/5

10 x 20 x 6 cm, ausgestellt auf Plexiglas und Ziegelmehl

CHF 500.-

 

3) The Show is Closed! On the Possibility of Opening up the Museum by Closing it! (2022)

Wandmalerei (Kalk auf Glas) und Lichtdesign (rote LED)

349 x 1’626 cm

 

4) Resist! Persist! Maintain! (2022)

Hörstück, Dauer 30 min

Eine Kooperation mit mfj Rulla (sound design)

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Informationen zu den ausgestellten Werken

1) What if the walls were more flexible? (2022)
Gehäkelter Ziegelstein (weisses Baumwollgarn), Edition 1/3
24 x 35 x 11 cm, ausgestellt auf Ziegelmehl
Eine Kooperation mit Vesna Stojanovic

Der flexible gehäkelte Ziegel, der im Kunsthaus Zofingen steht, ist der vierte jemals produzierte und besteht aus 45 gehäkelten Schichten. Es wurde explizit für die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen realisiert und innerhalb von 2,5 Monaten durch Vesna Stojanovic gehäkelt.

Das Exponat ist das erste einer Serie von 3. Die Editionen 2 und 3 werden auf Bestellung produziert.

Background und Kontext:

What if the walls were more flexible? (Was wäre, wenn die Wände flexibler wären?) ist eine 2019 begonnene kollaborative Arbeit, an der neben uns beiden, also Nathalie Stirnimann und Stefan Stojanovic, auch Stefans Mutter Vesna Stojanovic beteiligt ist. Vesna ist 52 Jahre alt und lebt in Serbien.

2019 wurde Vesna Opfer der korrupten Arbeitsmarktpolitik in Serbien. Nachdem sie sich geweigert hatte, sich an den Aktivitäten der Regierungspartei zu beteiligen, verlor sie ihre Stelle als Betreuerin in einem öffentlichen Thermalbad in Bujanovac. Ihre Handlungsoptionen waren daraufhin stark eingeschränkt: entweder Fliessbandarbeit oder Auswanderung. Eine unmögliche Situation für eine über Fünfzigjährige.

Dieses Dilemma gab den Anstoss für unsere künstlerische Zusammenarbeit, die unter dem Titel What if the walls were more flexible? zunächst aus einer Reihe von Häkelarbeiten bestand, die von Vesna gegen entsprechende Bezahlung ausgeführt wurden. Jede dieser Arbeiten bestand aus 32 gehäkelten Schichten, die übereinander gelegt einen dreidimensionalen weissen, flexiblen Ziegelstein bildeten. In dieser ersten Phase des Projekts entstanden zwischen 2020 und 2021 drei solcher Ziegel, die anschliessend unter anderem in Zürich in der Schweiz, in Prag in der Tschechischen Republik und in Novi Sad in Serbien ausgestellt wurden.

Die zweite Phase begann 2021, als wir alle drei an einer zweimonatigen Künstlerresidenz am Theater Neumarkt in Zürich teilnahmen. Bei dieser Gelegenheit luden wir die Besucher*innen ein, an einem Ort, der halb als Werkstatt und halb als Wohnzimmer angeordnet war, an der Umsetzung einer gemeinschaftlichen Arbeit teilzunehmen: einer flexiblen gehäkelten Wand. Die gehäkelten Teile stellen nicht Ziegelsteine dar, sondern den Mörtel, der sie zusammenhält. Zwei Monate lang brachte Vesna in zweiwöchentlichen Kursen den Teilnehmer*innen das Häkeln bei. Über die Tage und Wochen hinweg entstand so die Arbeit.

Diese Mauer spiegelt die Grenze zwischen Ost und West, zwischen dem Zentrum des Kapitalismus und seiner Peripherie. Die Zeit, das Wissen und die Geschichten, die während dieser gemeinsamen Sitzungen ausgetauscht wurden, wurden in der Arbeit verwoben, auf der Suche nach einer grenzüberschreitenden Praxis, aber auch nach all dem, was uns verbindet statt unterscheidet. Bei unserem Interesse für den Begriff der Grenze – zwischen Ost und West, Zentrum und Peripherie – geht es nämlich darum, seine Durchlässigkeiten und Überschreitungen auszuloten, der Vorstellung folgend, dass sich die Mauern den Menschen anpassen sollten und nicht umgekehrt.

Die Kollaboration geht weiter während einer viermonatigen Residenz in Belgrad (gesprochen von der Stadt Fribourg und der Städtekonferenz Kultur CVC/SKK) im 2022 und durch den “Balkan Travel Grant” von der Landis & Gyr Stiftung im 2023.

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2) Resist! (2022)
Ziegelstein (Glas) mit Gravur, Edition 1/5
10 x 20 x 6 cm, ausgestellt auf Plexiglas und Ziegelmehl

Der Schriftzug ist handgefertigt und wurde im Atelier von Stefans Vater mit Steinmetzwerkzeugen realisiert.

Das Exponat ist das erste einer Serie von 5. Die Editionen 2 bis 5 werden auf Bestellung produziert.

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4) Resist! Persist! Maintain! (2022)
Audio Beitrag, Dauer 30 min
Eine Kooperation mit mfj Rulla (sound design)

Beschrieb:

Welche Möglichkeiten gibt es, den öffentlichen Raum (wieder) zu beanspruchen?
Welche Möglichkeiten gibt es, Ressourcen auf eine nicht-ausbeuterische Weise zu pflegen?
Welche Wege gibt es, um kollektive Strukturen in einer wurzellosen kapitalistischen Welt aufrechtzuerhalten?

Das Hörstück Resist! Persist! Maintain! (2022) ist eine Collage aus bestehenden Texten mit der Verflechtung von Stimme und Klang - eine Zündschnur, die aufleuchten und zum Handeln auffordern will. Die von mfj rulla komponierte Klanglandschaft begleitet den Inhalt und trägt zur Übertragung der Bedeutung der Worte bei und schafft einen Raum, in dem die Phantasie reisen kann.

Link zum Hörstück

https://soundcloud.com/mfjaeger/sets/resist-persist-maintain/s-Q5BjR4wMZgL?fbclid=IwAR00tQNqM2j0opghO0Mesi1xw0finAgPcoy6AICEZDh_vYqxC094cEAL7Io

 

Liste der Referenzen und Quellen für das Hörstück: https://bit.ly/rpm_22

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Unser Dankeschön geht an

Öffnungszeiten während den Ausstellungen

Unsere Öffnungszeiten während den Ausstellungen sind: Do-Fr. 14-18 Uhr / Sa-So: 13-17 Uhr

Regulär geöffnet an Auffahrt (9. Mai) und Pfingsten (19. Mai).

 

Der Eintritt ins Kunsthaus Zofingen ist kostenlos.

Wir freuen uns über einen Beitrag in die Kollektenkasse.

 

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Daniel Bracher, Christina Gähler, Susanne Lemberg, Samuel Peyer

Artist Day mit Samuel Peyer
Sonntag, 5. Mai 2024, 13–17 Uhr

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Workshop mit Susanne Lemberg
Sonntag, 26. Mai 2024, 14 Uhr

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Finissage
Sonntag, 26. Mai 2024, 15:30 Uhr

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